Der Regenbogenballbaum
oder
Hommage an eine ganz besondere Hündin
(eine magisch-wahre Geschichte von Christine Pircher)
Wusstet Ihr, dass es Regenbogenballbäume gibt? Nein? Ich auch nicht.
Hier erzähle ich Euch die Geschichte, wie ich davon erfuhr.
In einem beschaulichen Dorf am Rande einer Stadt lebte eine Frau mit ihren beiden Hunden - einer Hündin und einem Rüden.
Den beiden Vierbeinern waren schon ein paar Hunde in das Land am Ende des Regenbogens vorausgegangen.
Das Land, das man nur über die Regenbogenbrücke erreicht. Am Tag scheint dort die Sonne, die Nächte sind sternenklar und es weht ein sanftes Lüftchen. Bächlein schlängeln sich durch die leicht hügelige Landschaft, es gibt liebevoll flüsternde Wälder und saftige bunte Blumenwiesen.
Überall ist Leben und jedes Leben respektiert das andere. Es gibt kein Leid, kein Schmerz, kein Elend; jedoch ist dort alles Schöne im Überfluss vorhanden.
Die Frau spürte sehr oft die Präsenz ihrer früheren Begleiter, die nun dort leben. Sie bekam immer wieder Zeichen, besonders von ihrem Seelenhund, der auf dieser Seite der Welt nicht einmal fünf Jahre alt wurde. Dieser Hund, das wusste die Frau, wurde ihr damals geschickt, um ihr in einer bestimmten Lebenssituation zu helfen, ja um sie zu retten. Er war nämlich vom S.E.K. – vom Sonder-Engel-Kommando und genau DAS war seine Aufgabe hier. Als er diese erfolgreich erledigt hatte, wechselte er wieder die Welten und wirkte auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke weiter. Von dort aus führte er sein geliebtes Frauchen weiter auf den für sie vorbestimmten Weg.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Frau wusste, dass es nun auch bald für ihre geliebte Hündin an der Zeit war, das irdische Kleid abzulegen und ihre Freunde auf der anderen
Seite wieder zu treffen. Die alte Hundedame war bereits 15 Jahre alt und neben einigen anderen Unpässlichkeiten wuchs seit kurzem auch ein bösartiger Tumor erbarmungslos an ihrem Herzen.
Die Hündin befand sich bereits zu Lebzeiten in einer sehr hochschwingenden Energie, je älter sie wurde, umso feiner und strahlender wurde auch diese Energie. Sie und ihr Frauchen waren eine Einheit, jede (er)kannte die andere in ihrem Wesen ganz genau und sie verbrachten
die 15 Jahre fast 24 Stunden täglich zusammen.
Immer öfter blieb die alte Lady nun aber lieber zuhause auf der Couch, während der Rüde mit dem gemeinsamen Frauchen seine Spazierrunden drehten. Der Tumor am Herzen der Hündin bereitete ihr zunehmend Schwierigkeiten. Der Sterbeprozess hatte begonnen...
Die Frau hoffte schon länger inständig, dass sie den „richtigen“ Zeitpunkt erkennen würde, an dem ihre geliebte Hündin in die Anderswelt wechseln wollte. Sie hatte sich immer geschworen, dass bei ihr kein Hund leiden muss, sondern vorher erlöst werden würde. Dennoch wollte sie den Sterbeprozess nicht zu früh unterbrechen; ist es doch so wichtig, dass die Seele genug Zeit hat, sich vom Körper zu verabschieden und zu lösen.
Sie belas und befasste sich in dieser Zeit sehr intensiv mit dem Thema Sterbebegleitung und reflektierte sich selbst immer wieder mit der Frage:
„Wer leidet mehr? Der Hund oder ich?“
Und immer wieder war die Antwort: „Ich!“
Somit wartete und hoffte sie weiter…
Bis zu dem Tag, der alles veränderte. Die Frau war wieder mit dem Rüden allein unterwegs und betete zum Universum und zur Anderswelt,
dass sie doch bitte den „richtigen Zeitpunkt“ erkennen möge, die Hündin gehen zu lassen.
Ein paar Minuten später, an einem Ort, der sehr oft von ihr und den Hunden besucht wurde,
in der Nähe stand ein kleines Kreuz und zwei kräftige alte Eichen, bekam sie auf einmal die Eingebung:
„Ich bin fertig mit Leben ✔️. Ab jetzt harre ich nur noch aus.“
Den Haken sah die Frau bildlich vor sich.
Eine Botschaft von ihrer Hündin? Eine telepathische Information? Konnte das wirklich sein??
Nachdem sich die Frau sehr viel mit spirituellen Themen beschäftigte und auch schon zahllose Kontakte mit den Menschen und Tieren in der
jenseitigen Welt hatte, kam ihr das nicht so sehr abwegig vor. Trotzdem hinterfragte sie immer gerne alles.
Als sie heimkamen, lag die Hündin wie die Tage zuvor auf der Couch. Die Frau bereitete das Frühstück für beide Hunde zu, wobei die alte Lady die letzten Tage und Wochen nur noch mit viel gutem Zureden ein paar Bissen aß. Aber auch das, so wusste die Frau, war ein ganz normaler Teil des Sterbeprozesses.
Der Körper benötigte diese Energien von außen nicht mehr, war doch die Seele bald bereit, sich von irdischen Bedürfnissen und Belangen zu lösen.
An besagtem Tag, es war ein Mittwoch, als die Frau eine halbe Stunde zuvor die „Botschaft“ erhalten hatte, stellte die Hündin das Fressen komplett ein.
Sie war tatsächlich „fertig mit Leben ✔️“,
so wie sie es zuvor mitgeteilt hatte.
Im Laufe des Tages verschlechterte sich der Zustand und die Frau vereinbarte mit dem Tierarzt einen Termin für den übernächsten Tag, also den Freitag, damit die alte Lady ihre letzte Reise antreten konnte (Donnerstag war zeitlich nicht möglich). In der kommenden Nacht schlief die Frau gemeinsam mit der Hündin auf deren Lieblingsplatz, der Couch, damit die alte Lady nicht wieder die Anstrengung von der Couch ins Bett aufbringen musste. Beide schliefen nur sehr wenig, erst in den frühen Morgenstunden war zumindest ein kleines Nickerchen möglich.
Die Frau machte wieder mit dem Rüden die gemeinsame Morgen-Gassi-Runde, die Hündin blieb zuhause.
Die Frau fragte sie zwar wieder -so wie jeden Tag- ob sie mitwollte, aber auch dieses Mal rührte sich die Hündin keinen Zentimeter.
Sie wollte also lieber daheimbleiben.
Auf dem Rückweg und nur noch 10 Minuten von zuhause entfernt, wurde der Blick der Frau auf einmal wie magisch von etwas angezogen.
Nanu? Was war denn das da links im Gebüsch? Ein bunter Ball? In Regenbogenfarben?
Ging die Frau doch mindestens zweimal pro Woche an dieser Stelle vorbei, der Ball aber lag dort noch nie, da war sie sich sicher.
Sie nahm den Ball in die Hand, betrachtete ihn genauer und dachte sich in diesem Moment: Ach, den hat mein Seelenhund sicher vom Regenbogen runterfallen lassen, um mir zu zeigen, dass er bereits auf seine große alte Freundin wartet. Denn, so wusste die Frau auf einmal, im Land hinter der Regenbogenbrücke wachsen Regenbogenballbäume, auf denen ständig und im Überfluss neue Regenbogenbälle nachwachsen.
Deshalb konnte ihr Seelenhund diesen einfach runterfallen lassen. Er konnte sich ja jederzeit einen neuen besorgen.
Der Regenbogenballbaum ist kein gewöhnlicher Baum.
Die Blätter leuchten in den kräftigsten und schönsten Farben des Regenbogens.
Seine Früchte, die Regenbogenbälle sind voller Magie, sie sind heller und funkelnder als jeder Sternenhimmel.
Die kräftigen Wurzeln dieses magischen Baumes reichen tief und tiefer in die Erde hinab. Sie werden von der niemals endenden Liebe und den gemeinsamen Erinnerungen und Geschichten der Hunde mit ihren Menschen genährt, wenn die Hunde über die Regenbogenbrücke gehen.
Dadurch wird der Baum immer größer und stärker und strahlender.
Die Energie des Regenbogenballbaumes reicht weit über seine Äste hinaus, sie erfüllt das komplette Regenbogenland mit unbändiger Freude, mit wohliger Wärme und grenzenloser Liebe. Jedes Geschöpf hier fühlt den Schutz dieses ganz besonderen Baumes.
Die Frau ging weiter Richtung ihrer Wohnung und dachte sich dabei, dass es eigentlich ein wenig schade war, dass ihr Seelenhund den Ball schon an diesem Tag runterfallen ließ, war der Termin für die Reise der Hündin zur Regenbogenbrücke doch erst am nächsten Tag geplant.
Daheim bekam der Rüde wieder sein Frühstück, die Frau machte sich für ihren Job fertig, zu dem die Hunde natürlich auch immer mitdurften.
Sie streichelte im Vorbeigehen immer wieder ihre Hündin, ihre Prinzessin, wie sie sie nannte und ging dann nochmals kurz für ein
paar Minuten in ein anderes Zimmer.
Als sie zurückkam, es waren höchstens fünf Minuten vergangen, hatte sich ihre Prinzessin auf den Weg gemacht. Sie hatte sich selber entschieden und reiste bereits Richtung Regenbogenbrücke. Sie bewegte sich noch zweimal kurz, dann löste sich die Seele endgültig vom Körper und flog nach Hause.
Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder, so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.
(Joseph v. Eichendorff)
Trotz des langen Wissens, dass ihr gemeinsames irdischen Leben bald enden würde, brach die Frau in diesem Moment zusammen.
Sie weinte und weinte und weinte. War die Prinzessin doch wie ein Teil von ihr, wie ein Stück ihres Herzens, das ihr nun rausgerissen wurde.
Dann fiel ihr Blick auf den Ball, den Regenbogenball. Und nun wusste sie auch, warum sie ihn gerade an DIESEM Tag gefunden hatte.
Es war DOCH der richtige Tag dafür.
Ihr Seelenhund dort drüben wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass er seine alte Freundin an diesem Tag wieder treffen durfte.
Das erkannte jetzt auch die Frau. Niemals wieder würde sie daran zweifeln, dass ein Zeitpunkt nicht der richtige wäre.
Eine nie zuvor empfundene tiefe Dankbarkeit und Liebe durchströmte sie und gesellte sich zur Trauer und zum Schmerz.
Nun war ihr klar, ihre wundervolle Seelengefährtin war nicht allein und wurde an der Regenbogenbrücke abgeholt.
Sie war ihrer Prinzessin so unglaublich dankbar, dass sie ihr die Entscheidung abgenommen und ihr den größten Wunsch erfüllt hatte:
Sie hatte den richtigen Zeitpunkt über die Regenbogenbrücke nach Hause zu gehen selber gewählt.
Und das auf ihrem Lieblingsplatz, der geliebten Couch im Wohnzimmer.
Hier sind wir nun fast am Ende der Geschichte angelangt.
Ich möchte diese allerdings mit einem kleinen „Abspann“ beenden.
Bei der Frau handelt es sich um mich, Christine Pircher,
bei der Hündin um meine geliebte und wundervolle Chimana,
die am 19. Dezember 2024 über die Regenbogenbrücke nach Hause gegangen ist.
Der Rüde, der den Regenbogenball fallen ließ, war mein Seelenhund Eragon
und der Rüde, der mich weiterhin hier unten begleitet, ist mein Capper.
Danke meine über alles geliebte Chimana,
meine wundervolle Prinzessin und Seelengefährtin.
Danke für 15 wundervolle Jahre, in denen ich Dich hier begleiten durfte.
Ich weiß, dass wir uns wiedersehen und dann sitzen wir alle gemeinsam unter dem Regenbogenballbaum.
Chimana von Hamelon 17.11.2009 – 19.12.2024
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